Über das Federn lassen

Das essentielle Sportgerät, neben dem Schläger, ist im Badminton bekanntlich der Federball. Traditioneller Weise, und wohl auch aus Kostengründen, findet die Produktion der shuttlecocks unterschiedlicher Marken in asiatischen Ländern statt. Ebenfalls Tradition, betrachtet man die Produktionskette der vielen verschiedenen Badminton-Produkte, hat das Ignorieren von Themengebiet wie nachhaltiges Wirtschaften, faire Arbeitnehmer-Standards, usw.

Badminton ist eine der beliebtesten Sportarten der Welt. Über die Produktionsweisen aller großen Firmen ist aber so gut wie nichts bekannt (was nicht unbedingt auf ein vorbildhaftes Verhalten in diesen Fragen hindeutet). Bei schnellen Internetrecherchen findet man das eine oder andere organic cotton shirt oder nette, aber inhaltsschwache, Werbevideos zur Federballproduktion. Besonders wenig Greifbares und viele, viele Mythen und Geschichten wirft eine Frage auf, die sich wohl jeder Spieler schon einmal gestellt hat: Wie ist das eigentlich mit den Federn?

Die meisten wissen: ein herkömmlicher Turnier-Federball besteht aus 16 echten Gänse- oder Entenfedern. Ein Abfall-Produkt aus der Gänsepasteten-Produktion oder der Polster-Industrie? Auch hier: So gut wie nichts lässt sich zu diesem Thema im world wide web finden.

Gerne möchte ich euch einen zugegeben sehr emotionalen und auch schon etwas älteren Artikel in der Kathmandu Post nahelegen.

Einige der angeführten Argumente und Fakten (die sich natürlich nicht so leicht überprüfen lassen) finde ich durchaus schlüssig und bemerkenswert.
Der Autorin Maneka Gandhi zufolge können maximal 12-14 Federn pro Gans für die Ballproduktion verwendet werden. Die lebenden Gänse werden bis zu 5 Mal in ihrem Leben gerupft, was eine blutige und schmerzhafte Angelegenheit sein soll. Nach der Schlachtung werden das Gänsefleisch dann im Idealfall in der Lebensmittel- und restliche Federn in der Polsterindustrie weiterverwendet. Auf Grund der steigenden, weltweiten Nachfrage nach Federbällen ist aber wohl anzunehmen, dass viele Gänse nach der Federgewinnung einfach als Abfallprodukt entsorgt oder als Tiernahrung etc. verwendet werden. (Gänsefleisch als Nahrungsmittel wird in vielen Ländern der Welt traditionell nicht konsumiert und auch die Naturfeder-Polster-Industrie dürfte ihren Höhepunkt schon hinter sich haben. Im Gegensatz dazu gibt es laut Wikipedia weltweit in über 160 Nationen insgesamt 14 Mio. Menschen, die  wettkampfmäßig Badminton spielen und in einem Weltklasse-Macht werden schon einmal pro gespieltem Satz ein Dutzend Bälle benötigt…).

Fazit: Sollten Berichte, wie der angeführte Artikel, auch nur teilweise wahre Vorgänge beschreiben, wäre es an der Zeit über Alternativen nachzudenken. Ein erwähnenswertes Projekt hat zum Beispiel der Brite Gordon Willis ins Leben gerufen: Er versucht synthetische Federbälle zu konstruieren, deren Flugeigenschaften denen herkömmlicher Naturfederbälle entsprechen. Die zweite Generation dieser Kunstfederbälle gibt es bereits im Handel. Nach einem ersten Test muss ich sagen, ich könnte mich mit diesem Plastik-Ball anfreunden. Probiert es aus! (Ja, ich weiß: Erdöl als Basis ist auch kein ökologischer Meilenstein, aber ich finde, solche Projekte sind ein Schritt in die richtige Richtung.)

Ich freu mich über Infos, Kommentare oder seriöse Quellen zu dem Thema!